Statistik

Wenn ich heute Nacht nicht von Zahlen träume, dann kann ich froh sein. Bei meinem kurzen Mittagsschläfchen ging mir jedenfalls allerlei Zahlenwirrwarr durch den Kopf.

Heute war der Abgabetermin für die Statistik für das Landesamt. Wer jetzt denkt, dass ich bis auf den letzten Drücker damit gewartet habe, der täuscht sich. In den vergangenen Jahren bearbeitete ich die Fragebögen schriftlich, ab diesem Jahr geht das alles nur noch online. Also habe ich mir das schon am Montag vergangene Woche im Internet angeguckt und gleich wieder die Seite zu gemacht. Aber immerhin – ich hatte mal geguckt, was ja ein Anfang ist.

Diese Woche Montag habe ich wieder geguckt und gleich ein bisschen ausprobiert. Ich gab schon mal unsere Telefonnummer ein und die E-Mail-Adresse sowie ein paar andere Daten und speicherte es ab. Dann guckte ich mir alle anderen Seiten an und rümpfelte meine Nase. Nase rümpfeln = Nase hochziehen und zwischen den Augen zieharmonikaartig in Falten legen. Ziehharmonika = sowas wie Schifferklavier, Schifferklavier = sowas wie Akkordeon – alles klaro?

Also ich rümpfelte meine Nase. Diese Mimik bedeutet bei mir im Normalfall Skepsis, in diesem speziellen Falle allerdings mehr Unlust oder im Jargon meiner Söhne: null Bock. Dem gegenüber stand die „Auskunftspflicht nach § 102 Absatz 1 SGB VIII in Verbindung mit § 15 BStatG“ – grrrrrrrrrrrrrrrrrr! Ich analysierte meine Lage und stellte ernüchtert fest: Ich hatte null Bock und null Wahl.

Für solche Situationen habe ich immer eine Tafel Vollmilchschokolade im Tresor. Die habe ich mit einem Ritt nieder gemacht – haha, die hatte keine Chance gegen mich und in nullkommanix war kein Krümchen mehr übrig, meine Stimmung merklich besser und ich suchte mir mit neuem Elan sämtliche Unterlagen zusammen und legte sie parat. Der Anblick war erschütternd! Ich räumte die Unterlagen sofort wieder weg, denn mein Schreibtisch und auch die beiden anderen Ablagen im Büro reichten nicht aus. Kein Wunder bei 139 angemeldeten Kindern und 21 Mitarbeitern in unserer Kindertagesstätte.

Ich brauchte einen Plan. Die Olsenbande hatte auch immer einen Plan. Ich fing also mit dem Personal an. Das war nur ein Ordner. Überschaubar. Nachdem ich mich reingefuchst hatte, ging es ganz gut vorwärts, bis auf es auf einmal *pling* machte und alles weg war. Äh? Was war das denn? Ich guckte auf meinen leeren Bildschirm, das Internet hatte sich verabschiedet, meine ganzen Daten sicher auch, was war da los? Ich drückte ein paar Tasten – nichts – ich drückte auf alle möglichen Tasten, gleichzeitig und ziemlich energisch – wieder nichts – Ich rümpfelte wieder meine Nase, was diesmal „so ein Scheibenkleister“ bedeutete, und rief bei unserer IT-Abteilung an.

„Ja, das kann passieren mit Ihrem neuen VPN-Router, das Problem hatten wir in den anderen Einrichtungen ebenfalls. Na dann fangen Sie eben noch mal von vorne an mit Ihrer Statistik! Was? Sie haben keine Schokolade mehr? Wozu brauchen Sie da Schokolade? Sie ziehen jetzt einfach mal den schwarzen Stecker aus dem weinroten Kästchen. Ja, genau, aus dem VPN-Router. Und nun warten Sie mal ein paar Minuten. Dann stecken Sie den Stecker wieder rein und dann geht das Internet wieder. Ja, das machen Sie jetzt immer so, wenn das Internet sich mal verabschiedet hat. Sicher kann das gelegentlich passieren. Die Daten sind dann weg, klar. Es sei denn Sie haben vorher gespeichert. Danke, Ihnen auch einen schönen Tag! Wiederhören!“

„Naja,“ dachte ich, „da fange ich halt noch mal von vorne an. Solange ich das bezahlt kriege …“

Ich habe schließlich die Statistik in Ruhe, zwar in vielen Stunden Arbeit aber ohne das kleinste Stück Schokolade – gefällig selbst Schulter klopf (hihi) – zuhause gemacht. Meine Fritzbox hat mich nicht im Stich gelassen und nun habe ich wieder ein Jahr lang Ruhe bis zum nächsten Bescheid zur Auskunftserteilung.

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